Einen "Krieg zweier Weltanschauungen" kündigte Hitler seinen Heerführern
an, als er sie über seinen Beschluss unterrichtete, die Sowjetunion
anzugreifen, einen Vernichtungskampf, in dem die soldatischen Gesetze der
Ritterlichkeit keine Geltung mehr haben würden.Er sah im Zug nach
Osten die "heiligste Mission meines Lebens", den "Daseinszweck des Nationalsozialismus",
wie er ihn in "mein Kampf" beschrieben hatte. Den Soldaten allerdings
lieferte er auch einen plausiblen Grund für das Anzetteln des immer
abgelehnten Zweifrontenkrieges: Der Angriff im Osten sei letzter,
tödlicher Schlag gegen England, das wider erwarten nicht zu bezwingen
gewesen war. Wider einmal hatte sich nämlich der unfehlbare "Führer"
verrechnet: Hatte er in Polen irrigerweise mit dem Stillhalten
der Westmächte kalkuliert, so erlag er ebensolchen Illusionen über
die Briten nach dem Zusammenbruch Frankreichs. Nein, die Insulaner unter
dem "Whiskysäufer" Churchill blieben unbeugsam und zwangen ihn nun
zu diesem riskannten Schwenk gegen den Osten. Dennoch sah die Sache in
den Augen der deutschen Generalität vielversprechend aus. Frankreich
hatte als stärkste Militärmacht Europas gegolten und war doch
in wenigen Wochen geschlagen worden. Warum sollte die
Rote Armee länger standhalten? |